Die klare Antwort ist: Jein – oder noch schlimmer: Es kommt drauf an. 😉
A1 oder A2 – warum du Milch manchmal verträgst und manchmal nicht
Vielleicht kennst du das: Mal kannst du ein Glas Kuhmilch ohne Probleme trinken, mal reagiert dein Bauch sofort empfindlich. Woran liegt das? Die Erklärung steckt nicht nur in der Milch selbst, sondern auch in der Fütterung der Tiere.
Die Eiweiße in der Milch
Milch besteht aus zwei Haupt-Eiweißarten: Molke und Kasein. Beim Kasein kommt es auf den Typ an:
- A2-Kasein: kommt z. B. in der Milch von Schafen, Ziegen und in manchen traditionellen Kuhrassen wie dem Braunvieh aus dem Alpenraum vor. Viele Menschen vertragen es gut.
- A1-Kasein: ist durch eine Genmutation bei modernen Hochleistungsrassen wie Holstein-Friesian entstanden. Beim Verdauungsprozess spaltet sich ein Peptid ab, das bei empfindlichen Personen Verdauungsbeschwerden auslösen kann.
Das bedeutet: Nicht jede Kuhmilch ist gleich – und der Unterschied kann buchstäblich im Bauch spürbar sein.
Wichtig zu bedenken: Die Milch, die du im Supermarkt kaufst, ist fast immer ein Gemisch von vielen verschiedenen Höfen. Dadurch weiß man nie genau, wie hoch der A1- oder A2-Anteil tatsächlich ist – er kann je nach Zusammensetzung stark schwanken. Da in Bergregionen häufiger braunes Fleckvieh gehalten wird als im Flachland, ist die Wahrscheinlichkeit dort größer, dass der Anteil an A2-Milch insgesamt höher liegt.
Warum das Futter wichtig ist
Neben dem Kasein-Typ spielt auch das Futter der Tiere eine große Rolle. Schafe, Ziegen und Kühe sind von Natur aus Grasfresser. In der Praxis sieht es aber oft anders aus: viele Milchkühe bekommen Mais, Soja oder Getreide.
Diese Futtermittel sind lektinreich – und Lektine können in die Milch übergehen. Das Prinzip kennt man vom Stillen: Was die Mutter isst, geht auch in die Muttermilch über. Genau so ist es bei Kühen, Schafen und Ziegen.
Das heißt: Selbst wenn die Milch von einer A2-Kuh stammt, ist sie nicht automatisch verträglich, wenn die Fütterung nicht passt.

Was heißt das für die Praxis?
Für eine lektinfreie Ernährung gelten Milchprodukte von A2-Kühen, Schafen und Ziegen, die mit Gras oder Heu gefüttert wurden, als deutlich besser verträglich.
Mittlerweile lassen manche Landwirte ihre Kühe genetisch testen und setzen bewusst auf A2-Kühe. Allerdings wird nicht überall gleichzeitig auf Heufütterung geachtet.
Kurz zusammengefasst: Wer einen höheren A2-Anteil möchte, greift am besten zu Heumilch aus Regionen mit traditioneller Weidehaltung – dort ist die Chance am größten.
Mein persönlicher Tipp
Die sicherste Wahl, wenn du Milchprodukte nicht ganz streichen möchtest, ist Bio-Heumilch von Schaf oder Ziege. Ich selbst greife gerne zu:
- Bio-Schafheumilch von ja! natürlich (erhältlich bei Billa)
- oder Bio-Schafmilch von Leeb (z. B. bei denn’s Biomarkt)
Beide sind gut verträglich, schmecken mild und lassen sich in vielen Rezepten wunderbar einsetzen. Im Kaffee schmecke ich hier keinen Unterschied zu Kuhmilch.
Bei Ziegenmilch ist das anders – sie „böckelt“ mehr. 😉 Und auch wenn wir wissen, dass sie für die meisten Menschen noch besser verträglich ist, setzen wir sie nur bei Gerichten wie Palatschinken oder Kaiserschmarrn ein, wo der Geschmack nicht so stark herauskommt.
Grundsätzlich gilt: Milchprodukte zu konsumieren, ist immer eine persönliche Entscheidung. Ich selbst habe eine Zeit lang komplett ohne tierische Produkte gelebt und kann die moralische Komponente sehr gut nachvollziehen. Gleichzeitig habe ich gemerkt, dass mir Alternativen wie Sojamilch oder Hafermilch überhaupt nicht gutgetan haben. Damals wusste ich noch nicht, dass das an den Lektinen liegen könnte – mein Bauchgefühl war aber eindeutig dagegen.
Niemand muss Milchprodukte essen. Sie sind jedoch eine wertvolle Eiweißquelle und schmecken vielen Menschen einfach gut. Wenn du dich dafür entscheidest, achte doch im Sinne von Tier und Umwelt darauf, die bestmögliche Milch zu kaufen. Gute Haltungsbedingungen und artgerechtes Futter sind nicht nur besser für das Tier, sondern – wie wir gesehen haben – auch für dich.
Alles Liebe, Julia

